Kosovo – Косово

Es gibt zu viele Artikel und Diskussionen über den Kosovo, über Politik und Diskriminierung und über Minderheiten und Geschichte. Es gibt einfach zu viele um hier noch einen darüber anzufangen.

Der Kosovo ist das zweit-jüngste Land der Welt und nicht von allen Staaten anerkannt.
Und dieser Fakt macht meine zwei Grenzübergänge in und aus dem Kosovo zu den unvergesslichsten.

Auf dem Weg von Albanien in den Kosovo

Auf dem Weg von Albanien in den Kosovo

Mitfahrgelegenheiten auf Albanisch heißt ein Auto mit einem Albaner, zwei Kanadiern aus Quebec, einer Kosovarin, mir und einer Falsche Rakija. Eine Flasche Rakija heißt wiederum ein verlorener Pass von der Kosovarin an der Grenze und zehn Minuten langes Suchen, der schon etwas nichtmehr ganz so durstigen Frau. Zum Glück gibt es Menschen, die auch einfach mal im Handschuhfach suchen.

Alte deutsche Personalausweise heißen im Kosovo gar nichts. Schade, da man vom Kosovo nach Serbien eigentlich aus Albanien kommend – ja, das ist ein bisschen komplizierter, weil Serbien den Kosovo nicht anerkennt – nur mit dem Personalausweis reisen kann, denn kosovarische Stempel sieht der serbische Grenzbeamte nicht gerne. Die tadelnden und neugierig überraschten Blicke der Mitreisenden um drei Uhr Nacht im Bus sind dann auch nicht gerade aufmunternd, wenn der Grenzebeamte den Perso ablehnt. Zum Glück machen nimmt der Kosovare dann aber den Reisepass und der Serbe den Personalausweis und nach ganzen 30 Minuten zittern an der Grenze, läuft doch alles wie am Schnürchen.

Kosovo Pässe

Im Kosovo angekommen fühlt man sich wie im größten Friedensforschungslabor der Welt – zumindest in der sehr internationalen Hauptstadt Prishtina/ Prishtinë.
Ein Jahr in einer mittelgroßen, bosnischen Stadt verbringend, in der man der einzige Ausländer neben den Inhabern der China-Läden ist, schockt die große Anzahl interessierter Internationaler geradezu. Geschweige denn von den Schildern an jeder Ecke die darauf hinweisen, dass hier wichtige international Gelder hineingeflossen sind.

Irgendwie scheint auch jeder Englisch oder Deutsch zu sprechen.
Vielleicht besser so, denn obwohl viele Kosovo-Albaner auch serbo-kroatisch sprechen, wurde ich ausreichend davor gewarnt dieses zu benutzen, denn angeblich könnte es regelrechte Straßenkämpe auslösen. Fakt ist, dass hier wieder einmal die Vorurteile überwiegen und die meisten Leute einfach froh sind, dass dieser Internationale nicht einfach nur ein Internationaler ist, sondern tatsächlich auch für eine gewisse Zeit in der Region lebt und nicht nur hobby-friedens-rumforscht.

Priština ist verrückt.
Oder ist es etwa nicht verrückt am 4ten Juli mitten auf dem Balkan den Unabhängigkeitstag Amerikas beim Brasilien-KolumbienWM-Spiel mit hauptsächlich Briten zu feiern?

Auch nicht ganz normal ist dieses Gebäude, das laut irgendeinem Ranking zu den zehn hässlichsten der Welt gehört.

Bibliothek, Pristina

Und ganz außerordentlich wunderbar unnormal sind die kleinen Lädchen, die die Pijaca (Markt) umranden.

Kleine Lädchen - Kosovo

Trotzdem findet man auch ein bisschen „Balkan-Normalheit“. Es gibt zu viele Cafes und überall wird viel und ständig Kaffee getrunken. Es gibt einfach eine Balkankultur die sich durch alle Länder hindurch zieht.

Kaffee in Pristina

Danke an Johanna für die Gastfreundschaft und Moritz für den kleinen Einblick in den serbischen Teil des Kosovos.

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