Reisen. Mehr als nur ein Wort.

Reisen. Mehr als nur ein Wort.
Hundertfünfzig Minuten Busfahrt. Fünfzig Minuten Flug. Kurzzeitstrecke.
Und mehr als nur ein Wort, mehr als nur ein Dialog.

Reisen auf dem Balkan ist immer eine Erfahrung, doch kaum spricht man die Sprache erfährt man wirklich etwas und lernt die interessantesten Menschen kennen.
Sei es die Bekanntschaft mit dem fast gewöhnlichen Busfahrer, dem Belgrader Taxifahrer, dem „Schweizer“ aus Novi Sad, dem reisewütigen Japaner oder dem Touristguide mit dem Restaurant.

Der fast gewöhnliche Busfahrer.
Der Moment an der Grenze an dem dein Pass eingesammelt wird und der gesamte Bus weiß, dass du diejenige mit europäischem Pass bist, weil der Busfahrer schreit „Wem gehört dieser deutsche Pass?“
Zum Glück gibt es auch die diskreten Busfahrer.
Er kommt aus Banja Luka, fährt jeden Tag die gleiche Strecke. Doch auch er hat die Welt schon gesehen. In Augsburg war er schon, sowieso hat er in Deutschland schon gearbeitet, bei einer Firma, die es mittlerweile nichtmehr gibt.

Der Belgrader Taxifahrer.
Der eigentlich aus Montenegro kommt und vom schlechten Tagesgeschäft erzählt. Er fährt für den gleichen Preis wie die Busse, wenn sein Taxi voll ist, doch dieses Mal gibt es nicht genug Gäste und er wird weiter Zeitunglesen und auf Kundschaft warten. Er war schon im Libanon, damals, und auch Jordanien ist ihm nicht fremd, überall hat er gearbeitet, damals als es noch Jugoslawien gab. Doch nichts ist schöner als die Heimat und die schönsten Plätze Montenegros werden mit Begeisterung beschrieben.

Der „Schweizer“ aus Novi Sad.
Mit North Face auf der Jacke geschrieben, Kappy auf dem Kopf und Edelweißen auf der Uhr bestätigt er alle Vorurteile gegenüber Schweizern und sein Akzent im Deutschen verfestigt den Verdacht.
Er kommt aus Novi Sad – Nord-Serbien – lange genug hat er in der Schweiz gewohnt und ist nun auf dem Weg seine Familie zu besuchen, seinen Sohn, seine Enkel.

Der reisewütige Japaner.
Er ist Banker, gerade mal 30 und war schon in mehr als 50 Ländern – Brasilien ist der Favorit.
Wie wenig man doch über Japan weiß… Sie haben 20-30 Urlaubstage, doch können immer nur zwei auf einmal nehmen. So macht der junge Japaner Kurzausflüge. Dieses mal 36 Stunden one-way für nicht einmal 48 Stunden Belgrad – ganz zu schweigen von einem ordentlichen Ausgleich der Zeitverschiebung.

Der Touristenguide mit dem Restaurant.
Ungeduldig auf dem Platz im Flugzeug sitzend frägt er nach dem Sternzeichen, und dann nochmal nach dem chinesischen. Das ist seine Methode das Alter seines Gegenübers auszurechnen. Geburtsjahr 83 stimmt dabei zwar nicht ganz, aber es bestätigt seine Kenntnisse über chinesische Kennzeichen. Auf einmal ein französischer Satz. Italienisch, Französisch, Deutsch – mehr als Grundkenntnisse. Serbo-Kroatisch, Englisch – Fließend. Slowenisch – Muttersprache.
Doch was ist schöner als mit dem besten Kumpel ein Restaurant in Belgrad zu eröffnen?

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