Nach der Flut

Seuchenalarm und Mienenwarnung.
Das sind die großen Schlagwörter die in den Deutschen Medien um die Flutkatastrophe in Bosnien und Herzegowina, Kroatien und Serbien kursiert sind.

Seltsam, dass hier fast keiner darüber spricht.
Oder vielleicht doch nicht. Immerhin haben hier Menschen ihr Zuhause verloren und sitzen nun vor einem großen Haufen Schutt und wissen nicht wohin, da gibt es andere präsentere Sorgen.

In Bijeljina hat sich die Lage mittlerweile normalisiert und man sieht nichtmehr viel von der Flut, außer dass nach fast drei Wochen immer noch Keller ausgepumpt werden.
Dass man nicht viel sieht, heißt nicht, dass nicht viel zerstört wurden, denn von außen lässt sich nun einmal schlecht erkennen, ob die Familie ihr Haus nur noch im ersten Stock bewohnen kann, weil im Erdgeschoss alles ausgeräumt und weggeschmissen werden musste.

Eine Romafamilie, die ich kenne steht ganz ohne Haus da. Durch die amateurhafte Bauweise konnten die Mauern den Wassermassen nicht standhalten. Das Haus ist nun komplett zerstört.

Ähnlich oder noch schlimmer in vielen anderen Städten.
Auf dem Weg nach Sarajevo lassen unbefahrbare Bundesstraßen, bei denen der Asphalt abgetragen wurde, nur erraten wie gewaltig die Wassermassen waren.
Dörfer im Tal wurden unkontrollierbar von Erdrutschen und Wellen nahezu verschluckt.
In manchen Städten stand das Wasser bis ins zweite Obergeschoss.
Noch tragischer die Bauweise der Häuser macht es möglich, dass sich die Wände komplett mit Wasser vollziehen – vielleicht muss nun alles abgerissen werden.

Das Leben in Bijeljina geht weiter und irgendwie sieht alles auf den ersten Blick nichtmehr so schlimm aus, aber Menschen die aus den stark betroffenen Gebieten berichten können scher beschreiben was sie sehen.
Doch auch hier können Kollegen nichtmehr im Erdgeschoss schlafen, weil sie Angst haben, dass über Nacht das Wasser wieder steigt.

Und die Regierung?
In fünf Städten ist der Notstand ausgerufen.
Nur diese Städte haben offiziell Anspruch auf Hilfe.

Und dann wären da auch noch diese offenen Fragen:
Wie viele Menschen sind in dem Gefängnis ertrunken das angeblich nur teilweise evakuiert wurde und wie viele von den Insassen konnten fliehen?
Was machen die Bauern ohne Versicherung – also alle Bauern – deren Ernte für dieses Jahr zerstört ist?
Ist es wahr, dass in ein Dorf 14 Tage lang keine Hilfe gekommen ist?
Und vor allem was ist an dem Gerücht dran, dass es erneute Überschwemmungen Anfang Juli geben wird?

Mehr Bilder gibt es auf Otaharin’s Homepage.

Spenden kann man unter anderem ans rote Kreuz oder an Schüler Helfen Leben.

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