Shqipëria – Albanien

Albanien gilt als das ärmste Land Europas und trotzdem hatte ich eine der glücklichsten Zeiten dort.

Durch das Busfenster erhasche ich einen kurzen Blick auf das Meer und beginne mich schon zu freuen, dass meine geographischen Kenntnisse einmal wieder versagt haben und Tirana, die Hauptstadt Albaniens, doch am Meer liegt.
Für alle zukünftigen Reisenden: Tirana liegt leider nicht ganz am Meer.

Wenn ich mich an Tirana zurückerinnere, muss ich an viele Süßigkeiten denken so wie Trilece – Biskuitteig getränkt in Karamell getränkt in Milch. Ich muss an eine lächelnde Freiwillige denken und an Kinder, die sie mit einem Lächeln begrüßen. Ich muss an tanzende Mitbewohnerinnen denken, die für eine baldige Hochzeit üben. An einen Fahrer, der mir ganz Tirana zeigen wollte und der mich „the deutsch girl“ nannte und mit dem ich mich so gut verstand, obwohl wir uns sprachlich gar nicht verständigen können.

„Findest du, die Albaner sind herzlich?“, fragt mich die Kerstin, die dort seit einem Jahr lebt. Ihre Frage zielt auf das positive Vorurteil ab und ja, ich finde die Albaner herzlich – auch wenn ich ihre Herzlichkeit nicht mir der Herzlichkeit der anderen Menschen vergleichen möchte, die mir auf dem Balkan begegnet sind. Denn irgendwie sind sie alle herzlich.

Albanischer Hochzeitstanz

Albanische Hochzeitsvorbereitungen – Tanzen :)

Ein See in Tirana

Wunderschöner See in Tirana

Herzlich aber arm. Albanien ist das ärmste Land Europas.
Krasser Umbruch.
Hinter diesem wunderbaren See befinden sich Barracken. Es gibt keine Photos davon, weil Armutstourismus nun nicht mein Ding ist. Trotzdem hier ein anderes Bild zum selbst malen: Stellt euch einfach Bretter vor, einen Haufen Bretter und noch ein bisschen Plastikmüll und dreckige Stoffreste und nun stellt euch vor, dass ihr daraus ein Haus baut. Kein Handwerker, sondern ihr selbst baut dieses Haus mit Werkezeug, welches ihr gerade in einem Müllcontainer gefunden habt. So ungefähr sehen die Häuser auf dem abseits der Schnellstraße gelegenen Schotterplatz aus.
Auch ich arbeite mit Roma zusammen, die unter schlechten Bedingungen leben und ich habe in meinem Freiwilligendienst sogar schon ein Flüchtlingskamp besucht. Aber das habe ich einfach nicht erwartet – nicht neben dem wunderschönen See, nicht in der Mitte Tiranas.

Einen Hauch von falscher Romantisierung bekommt das Bild der spielenden Hunde und tobenden Kinder am Ende der Welt aber doch, denn gerade ist ein Eisverkäufer gekommen und alle lecken schmatzend an ihrer Erfrischung.
Hier auf diesem Schotterplatz liegt dieses Ohnmacht und Wut vergraben, die Ohnmacht und Wut über das Problem und über die eigene Hilflosigkeit dieses zu lösen.
Übrigens: Für den Schotterplatz muss Miete gezahlt werden.

Wieder ein krasser Bruch.

Blick auf Tirana

Blick auf Tiranas bunte Häuser

Ausblick in Tirana

Ausblick in Tirana

So schön ist Albanien! Und so heiß ist Albanien! Aber so wunderschönen!
Vor allem Tirana mit den bunten Häuser und den Aussichten auf die Stadt von Cafés auf Dachterrassen und ein bisschen abseits gelegenen Plätzen.
Fast, aber nur fast kann man bis zum Meer schauen.
Fast aber nur fast sieht man also das Ende des ärmsten Land Europas.

 

Ein großes Dankeschön an Kerstin, die mindestens so herzlich ist wie all ihre albanischen Freunde.

Albanische WG Pyjama-Party

Albanische WG Pyjama-Party

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